Rotationsanalyse: Die Aktientrends seit Mitte November
In den letzten drei Monaten wurde der Aufschwung an den Börsen gebremst. Themen waren die Post-Corona-Krisenfolgen, wie gestörte Lieferketten und eine erhöhte Inflation. Der Ukrainekonflikt und die daraus folgende Rohstoffpreis Explosion hat noch einmal die Inflation befeuert. Die Inflation läßt die Zinsen steigen und Anleihepreise fallen.
Soweit die Nachrichtenlage, die wir überall lesen. Aber welche Aktien Segmente haben profitiert, welche nicht ? Sind es eher bestimmte Regionen oder bestimmte Branchen, die besser oder schlechter abgeschnitten haben. Das zeigt die Rotations-Analyse, die von vielen Analysten zitiert, zu der aber wenig gezeigt wird. Das liegt an der Schwierigkeit, sie zu berechnen. Die Rotation an Aktienmärkten beschreibt, wie bestimmte Regionen oder Branchen sich gegen den Trend des globalen Aktienindex bewegen, also abweichend oder sogar entgegen gesetzt. Es kann auch eine Umkehr gegen den eigenen vorherigen Trend sein.
Ein Beispiel ist die sog. Branchen-Rotation, z.B. dass Technologieaktien nachgeben, dafür aber Bankaktien plötzlich steigen. Das begründet man mit den steigenden Zinsen, die Banken profitabler machen, aber der langfristigen Bewertung von Technologieaktien schaden.
Stark von einem MSCI World ETF abweichende Märkte seit November 2021:
- Immobilien (direkt und indirekte Investments) haben zwar erst seit Anfang Januar einen Rückgang zu verzeichnen - dafür aber auf allen Märkten.
- Fernost-Aktien steigen leicht gegen den Trend, mit Ausnahme der dortigen Immobilienaktien.
- Finanztitel (Banken und Versicherungen) profitieren von dem Zinsanstieg in Europa und Nordamerika.
- Technologieaktien fallen auf breiter Front seit Mitte November. Die Technologieindizes wurden aber bis zum Jahresanfang von den großen, profitablen Titeln wie Facebook, Apple, Amazon Google (FAANG) noch gestützt.
- Osteuropa Aktien setzen einen schon länger andauernden Abwärtstrend fort, mit Ausnahme der Rohstoffaktien.
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass US Automobilaktien und Rohstoffaktien nicht als Index in die Analyse aufgenommen wurden. Sie haben im Vergleich zu globalen Trends sehr individuelle Charakteristika und repräsentieren zwar unkorrelierte, aber sehr singuläre Märkte.
Zusammengefasst erkannt man, dass die Märkte die Nachrichtenlage nicht nur abbilden, sondern auch antizipieren, z.B. bei Osteuropa Aktien. Immobilien und REITs verfolgen innerhalb der Aktiensegmente ebenfalls einen eigenständigen Trend, der aber stark mit langfristigen Zinsen bzw. Anleihen korreliert. Das gilt interessanterweise auch für Technologieaktien.
Jeder Investor und Berater sollte nun für sich selbst die richtige Schlussfolgerung ziehen, ob diese Trends sich fortsetzen und im Anlagedepot z.B. mit Umschichtungen in ETF oder Einzel-Aktien umgesetzt werden sollten.