BVB-Aktie: Fußball trifft deutsche Aktienkultur

Schnell auf dem Rasen, lahm auf dem Parkett

Die Aktie des BVB (wo übrigens Evonik auf dem Trikot steht) ist seit dem Einzug ins Championsleague Halbfinale lahm auf dem Parkett – ganz im Gegenteil zur Darbietung auf dem Rasen. Einzige Bundesliga-Fußball Aktie, Championsleague, Nachwuchsförderung … da muss doch was gehen? Da war der Transfer von Mario Götze für 37 Mio. EUR, der Sieg über Real Madrid und die Aktie poltert über das Parkett wie ein alter Laster mit platten Reifen über eine Bergstrasse. Es bleibt bei rund 3 EURO, das hat schon etwas an Tragik.

Die jetzt gemeldeten 53 Mio. Jahresüberschuss im Geschäftsjahr 2012/2013 sind in der Bundesliga spitze. Bei 215 Mio. Marktkapitalisierung, wären das ausgeschüttet satte 25% Dividendenrendite. Aber kein aktivistischer Investor oder selbst-ernannter Value-Guru ist in Sicht, aus der Sache Kapital zu schlagen. Bankhaus Lampe empfahl gestern „kaufen“ – zumindest in Reviernähe rührt sich etwas – und rührt die Story auch schon eine Weile, daß wir sie nun endlich zu Papier bringen.

Warum ?

Willkommen in Deutschland, dem Land mit der empfindlichsten Aktienkultur der Welt. Bis man hier Aktien kauft, müssen die Bewertungen im Himmel sein. Enttäuschungen sind systematisch. 53% der Deutschen empfinden sich laut Marktforschungsinstitut ( IPSOS ) als „ahnungslos“ in Finanzdingen, 78% hätten es gerne als Schulfach. Die Strukturvertriebe können und werden deshalb noch Jahrzehnte Versicherungen und Fonds für hohe Provisionen (die „Kickbacks“) in den Markt drücken – geschützt vor der Bafin von der Gewerbeaufsicht. Die deutschen Sparer kennen wohl eher die Nummer Ihrer Police auswendig, aber wissen den Inhalt der Fondsgebundenen kaum zu memorieren. Ausländische Investoren manchen den DAX international vergleichbar, sie ziehen DAX, MDAX und auch ein paar andere Bewertungen auf internationales Niveau – der Rest den Marktes bleibt gräulich. Die Deutsche Börse AG (mehr dazu in der nächsten Geschichte) versteht sich als Technologie und Marktplatzanbieter, aber geht bei allen meinungsbildenden Themen auf sichere Distanz. Aber es gibt ja noch uns für Themen, welche die Börse liegen lässt.

Schnelles Aktien-ein-mal-eins

Wie erklären wir uns die zähe Aktien-Performance des nun nicht nur sportlich, sondern auch finanziell derzeit zweit-erfolgreichsten Vereins der Bundesliga?
Die ausländische Börse sieht vieleicht gar nicht hin oder bewertet die Transfereinnahmen eventuell als Sondererträge, die aus dem Nachwuchsprogramm entstiegenen Götze und Lewandowski sind demnach keine systematischen Erfolge, sondern Eintagsfliegen der Nachwuchsförderung?
Der BVB schüttet jetzt 10 Cent je Aktien zu 3,5 EUR aus, das sind knapp 3 Prozent Dividendenrendite (brutto) – auch nicht schön, aber für ein „Startup“ – die erste deutsche Fußball Aktie – bewertet man das Einbehalten von Gewinnen das positiv. M.a.W. – die Höhe der Dividende ist auf diesem Niveau für die Bewertung völlig irrelevant.

Man rechne Schritt für Schritt: Nehmen wir die 53 Mo. EUR Jahresüberschuss (Vorjahr 34 Mio. EUR) im Geschäftsjahr geteilt durch 61.425 Tausend Aktien macht 86,3 Cent pro Aktie. Mit einem Kurs bei 3,50 EUR ist das ein KGV von (gerundet) 4 (vier)! oder eben die o.g. 25% Rendite (Quelle: ( adhoc-Meldung , Onvista und Taschenrechner). In DAX und MDAX liegen KGVs derzeit zwischen 10 und 12 im Schnitt, Keines wirklich unter 6. Von 4 auf 6 das sind +50%, d.h. von 3,50 EUR aktuell könnte der Kurs auf 4,25 EUR steigen, um sich an der Marktniveau anzugleichen.

Der Ertrag aus dem Götze Transfer fällt ohnehin größtenteils in das neue Geschäftsjahr 2013/2014, die Einnahmen wurden für neue Spieler wieder ausgegeben – netto hat man sogar 5. Mio. EUR draufgezahlt.

Versteckte Risiken ?

Fußballvereine haben erhebliche Risiken, müssen eben hohe Summen investieren. 53 Mio. Einnahmen – denkt die Börse – können auch 53 Mio. EUR Verlust im anderen Jahr gegenüberstehen. Das gilt evtl. nicht so sehr für den BVB, denn die Verkäufe kommen aus der Substanz, d.h. der Nachwuchsförderung, die sich in der dicht besiedelten Revierlage wesentlich erfolgreicher gestalten lässt, als z.B. in einem städtischen Großraum wie Hamburg oder Berlin mit dreimal so langen Wegen für jugendlichen Nachwuchs ohne Führerschein. Hier sind langfristige Transfer-Einnahmen durch Weitergabe erfolgreicher Spieler also eher gesichert.

Werden Sie selbst Analyst !

Noch einmal rechnen: Bereinigen Sie den aktuelle Jahresüberschuss von 53 Mio. EUR um eventuelle Sondergewinne, nehmen also den Überschuss des Vorjahres in Höhe von 34 Mio. EUR als sehr konservativ Maßstab, sind das 55 Cent je Aktie.
So errechnen Sie sich mit einem KGV von 10 ein Kursziel von 5.50 EUR, mit einem KGV von „nur“ 8: 4.40 EUR oder mit dem eher zurückhaltenden KGV von 8 und dem aktuellen Jahresüberschuss (86 Cent je Aktie) 6.90 EUR als Kursziel.

Aber wir empfehlen Ihnen die Aktie nicht zum Kauf, sondern rechnen Sie nach und ziehen Sie Ihre eigenen Schlüsse. Wenn Ihnen das zu schwierig ist, tippen Sie lieber auf Spielergebnisse und machen Sie sich auf dem nächstgen Elternabend für einen Nebenkurs „Finanzen“ stark.

Auch wichtig für alle Nicht-Profis: So ein Kursziel kann gerade bei einer Fussball-Aktie evtl. nie eintreten oder schon in wenigen Monaten. Beim Fußball ist immer alles möglich. Wegen des Risikos nimmt man auch auch kein KGV von 12 oder 14. Sollte der Kurszuwachs aber in kurzer Zeit eintreten, sind heftige Kursrückschläge bis auf 3.50 EUR ebenso sehr wahrscheinlich, wie einfach nicht progostizierbar. Logik für unerfahrene Aktionäre: Nach Rückschlägen nicht einfach verkaufen, sondern viele Samstage nachmittags in eine volle Kneipe (finden mit Sky-Finder) gehen und die Veränderung des Stimmungsbildes zum Maßstab der Bewertung nehmen.

Turnaround ist das falsche Wort

Sehen wir uns den bisherigen Kursverlauf des BVB an: An den drei Börsentagen vom 23.4. (Bild verkündet in der Nacht zuvor den Götze-Transfer bis zum Börsenschluss des 25.4. (Tag nach dem 4:1 Sieg über Real Madrid im Halbfinale bewegte sich – nichts wirklich. Die kumulierten Tages-Umsätze (rote Balken) zeigen nur einen größeren Umsatz (60.000) am 24.4. in der Mittagspause – das schien ein Verkauf zu sein.

Rendite nach Götze Transfer

Was ist mit den Fans? Warum kaufen die keine Aktien seit April? Ist das das Sommerloch?? Für Fans gibt es offenbar ausreichend Beschäftigungsmöglichkeiten in Tipp-Gemeinschaften, Online-Wettbüros. Das Zocken auf Punkte, Tabellenplätze und Spielergebnisse ist konkreter, als auf einen schwankenden Börsenkurs, der auch noch von Investorenliquidität und anderen „dunklen Mächten“ hin und her getrieben wird.

Bis zum Start der Bundesligastart am 9. August blieb der Kurs ereignislos um die 3,10 EUR. Die folgende Grafik zeigt nun, dass sich etwas bis vorgestern getan hat: +3% in der ersten Spielwoche, und auf +11% am Ende der 2. Woche. Hm, das überfordert selbst meine Geduld – aber es bewegt sich ja etwas.

Rendite seit Bundesligastart

Das sieht nach einem Trend aus, der sich im Laufe der Saison weiterentwickeln kann. Eine unbedeutende Aktie erlebt dann vielleicht das Interesse des breiten Marktes. Die Nachbarn vom FC Schalke 04 sollten sich das ansehen, obgleich sie Ihren Börsenambitionen kürzlich wiederholt die Absage erteilt haben.

Abwarten – es gilt auch hier: Nach der Börse ist vor der Börse …

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